EPISTOLA
Der Brief auf der Iberischen Halbinsel und im lateinischen Westen (4. bis 11. Jahrhundert)

DFG-ANR Forschungsprojekt

École des hautes études hispaniques et ibériques (Casa de Velázquez, Madrid)
Centre d'Études Supérieures de Civilisation Médiévale (UMR 7032, Poitiers)
Universität Erlangen-Nürnberg

Leitung : Thomas DESWARTE und Klaus HERBERS

Der Brief im frühen und hohen Mittelalter

Die Gattung Brief erfuhr in der Spätantike durch den Einfluss des Christentums eine grundlegende Erneuerung. Als von der Antike ererbtes Genre wurde der Brief von verschiedenen Prozessen der Ausdifferenzierung geprägt und wandelte sich zu einer vielgestaltigen Textform. Wenngleich die Bedeutung des Briefs als Forschungsgegenstand seit längerer Zeit von den Literaturwissenschaften erkannt wurde, so hat er in der historischen Forschung noch nicht denselben Stellenwert gefunden. Neben dringend notwendigen neuen Editionen warten umfangreiche Übersetzungen, Textkritik sowie Studien zur textgeschichtlichen und historischen Kontextualisierung des Briefs als zentrale Aufgaben der Forschung, um die dem Briefgenre eigene Logik, seine große Offenheit wie auch seine politische, religiöse und soziale Bedeutung besser erfassen zu können.

Die Iberische Halbinsel und der lateinische Westen

Die Iberische Halbinsel stellt aufgrund der Qualität und Vielfalt der Korrespondenz, der Bedeutung der überlieferten Briefkontakte mit dem übrigen lateinischen Westen sowie der kulturellen Eigenständigkeit gegenüber dem fränkischen Bereich einen idealen Ausgangspunkt für eine solche Aufgabe dar. Drei große Entwicklungsphasen stehen im Mittelpunkt: eine lange, bis 711 reichende, vor allem durch das westgotische Königtum bestimmte Spätantike, die karolingische Zeit mit dem Adoptianismusstreit sowie schließlich der durch die Gregorianische Reform hervorgerufene Umbruch.

Ein internationales Projekt

 

Das deutsch-französische Forschungsprojekt hat daher zum Ziel, die aktuellen Forschungen zur epistola zu bündeln und zu intensivieren. In bewusst interdisziplinärer Perspektive bilden dabei deutsche, französische, spanische und belgische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen transnationalen Forschungsverbund. Die geplanten Arbeiten umfassen sowohl die Edition und Übersetzung von Briefen als auch deren philologische und historische Analyse. Die Jahrestagungen sowie die Workshops sind als deutsch-französische Treffen geplant, die dem wissenschaftlichen Austausch dienen sollen.

© Casa de Velázquez